MUSIKTOUR AUGUST 2019
AUSFLUG INS BLAUE 2
„Man nehme einen Haufen leidenschaftlicher und liebenswerter Chaoten, je zwei Handvoll guten Willen und Motivation, drei Löffel Musik, eine gute Prise Stress, umso mehr Lachen und gute Laune, rühre es in zehn Tagen durch neun Orte in Deutschland – voilá, man hat eine MOA Musiktour.“ - Ebby
Diese Musiktour hat sich von den vorherigen Touren abgehoben. Unter anderem dadurch, dass wir wesentlich mehr Geld eingenommen haben und dass wir uns dieses Mal teilweise mit Hilfe von Preisgeldern für vorherige Touren selbst finanzieren konnten. Doch auch die Stiftung der deutschen Wirtschaft unterstützte uns in ihrem Ideenwettbewerb „Initiative Gesellschaft“ maßgeblich. Außerdem war an dieser Tour besonders, dass wir menschlich mit uns selbst und untereinander auf kleine Herausforderungen gestoßen sind, die hauptächlich mit Zeitmanagement und Aufgabenverteilung zu tun hatten. Dadurch wurde unsere Kommunikationsfähigkeit und unser Teamgeist auf die Probe gestellt und die Probe wurde auf jeden Fall auch bestanden. Eine ausführliche Feedbackrunde am Ende der Tour hat viele gute Ideen hervorgebracht, wie man zukünftige Veranstaltung dieser Art planerisch und in der Durchführung weiter optimieren kann. Ein weiterer Unterschied dieser Tour war, dass wir weniger interaktive Angebote hatten als letztes Jahr. Was bedeutet, dass der Fokus merklich auf der Musik lag und etwas weniger auf der aktiven Einbindung der Passanten. Dennoch sind Leute aus unseren Reihen stets mit Passanten ins Gespräch gekommen, und es wurden interessante Begegnungen gemacht. So schrieb zum Beispiel Lina:
„Ganz viele Gespräche. Diese Gespräche sind unglaublich bereichernd und motivierend, interessant und bewegend, machen Mut und lassen einen manchmal auch sprachlos zurück - vor Staunen, Bewunderung und manchmal leider auch vor Wut.“
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Und Jo schrieb:
„Ich habe meine Aufgabe für diese Tour darin gefunden, auf die zuhörenden Menschen zuzugehen und mit Ihnen über unser Projekt zu sprechen. Dabei habe ich sehr unterschiedliche Bekanntschaften machen dürfen - Von großer Unterstützung für unser Engagement bis hin zu völliger Ablehnung aller Flüchtlingsprojekte.“
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Und abschließend ergänzt er:
„Ich freue mich bereits nächste Jahr wieder ein Teil der Tour zu sein und werde wohl noch lange Energie aus der Herzlichkeit der Passanten und Flüchtlinge ziehen, die wir getroffen haben.“
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Was auch noch neu war bei dieser Tour waren neue Mitglieder. Und damit komme ich gleichzeitig auch zu den Ähnlichkeiten von der diesjährigen zu vorherigen Touren; beziehungsweise Vereinsaktivitäten allgemein: Die spaßige und warmherzige Gruppendynamik und die Fähigkeit unseres Teams neue Leute auf rasante Weise und nahtlos mit einzubeziehen hat sich seit der Vereinsgründung nicht geändert. Das gilt sowohl für die Band auf musikalischer Ebene als auch für das gesamte Team auf allen anderen Ebenen.
So beschrieb zum Beispiel David, ein MoA-Frischling, seine Erfahrung:
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„Gut 15 Leute, von denen sich die meisten nicht regelmäßig sehen, auf einer Musiktour durch Ostdeutschland. Und das über 10 Tage. Mit einem täglichen Wechsel der Unterkünfte. Da könnten einige meinen, dass das sehr stressvoll, anstrengend und nervenaufreibend werden könnte. Auch ich hatte vor der Tour zeitweise ähnliche Bedenken und habe mich damit komplett geirrt. Dieser Ausflug war der schönste, spannendste und zugleich harmonischste seit langer Zeit!“
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Außerdem ist der Trend unverändert, dass wir zunehmed versuchen, einen möglichst persönlichen und freundschaflichen Kontakt zu unseren Partnerprojekten zu pflegen. Sowohl in den letzten Jahren als auch in diesem Jahr wurde diesem Vorhaben mehr und mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Und es ist doch immer wieder verblüffend, mit welch einer grandiosen Stimmung und Gastfreundschaft wir an all unseren Stationen empfangen werden. Man bedenke, dass wir auf 5 Touren noch nie für Unterkünfte bezahlen mussten, weil alle Leute mit denen wir über diese Aktion in Kontakt kommen, seien es Leute privat oder Vereine, unsagbar freundlich sind und wir immer genug Betten sowie auch oft liebevolle Verpflegung bekommen. So schwärmte zum Beispiel Lina:
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„Gastfreundschaft. Ich werde das Frühstück im Schrebergarten der syrischen Familie bei der wir in Cottbus geschlafen haben nicht vergessen, genauso wenig wie den Abend bei Sabine und Siggi in Schmalkalden inklusive einem Berg an traumhaft leckerem Essen und traditionellem Ständchen der Gastgeber. Oder Alexandra in Eisenach, die uns 10 unbekannten Menschen einfach ihre gesamte Wohnung zur Verfügung gestellt hat.“
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Und Ebby beschrieb, was ihr besonders im Gedächtnis blieb:
„Wunderschöne Bekanntschaften, Leute die spontan mit uns den ganzen Tag verbracht haben, Nachrichten darüber was wir diesen Menschen bedeuten, und wunderbare gemeinsame musikalische Momente. Wir haben einen wunderschönen Brief bekommen, der in mir immer noch Wärme ausstrahlt. Wir haben unendlich viel mit Fremden gelacht, und manchmal auch ein bisschen geweint, Sonnenschein auf der Haut genossen.“
An dieser Stelle ist es auch erwähnenswert, dass wir neben all dem Spaß am Reisen, Menschen treffen und Musizieren auch stets vor Augen haben, welche größergeordneten Ziel wir mit dieser alljährlichen Aktion verfolgen. Wir freuen uns natürlich immer aufs Neue, solch engagierten Projekten die oftmals sehr nötige finanzielle Unterstützung bieten zun können. Aber wir sehen auch noch einen anderen, schwer zu bemessenden Mehrwert dieser Touren. Dem Motto des Vereins getreu, möchten wir Zeichen setzen und Brücken bauen. Oft genug haben wir schon Passanten sagen hören, wie positiv überrascht und glücklich sie darüber sind, uns auf der Straße zu treffen und zu sehen, dass sich junge Leute für einen guten Zweck einsetzen. Mit größtem Vergnügen statuieren wir dieses Exempel und verweisen dann auch gerne auf das meist lokale Projekt, an welches das gespendete Geld geht. Die Leute investieren in ihre unmittelbare soziale Umwelt und werden aufmerksam auf heimische Initiativen. Wir hoffen, damit andere Leute inspieren und ermutigen zu können, ihre eigenen Ressourcen im Leben so umzusetzen, dass sie im besten Fall einem Hilfe suchenden Menschen Hilfe leisten können; ihre Meinung zu Toleranz und Weltoffenheit stolz positionieren können; sich Problemen dieser Welt mit dem Grundvertrauen annähern, dass ihre eigene Handlung einen Unterschied macht; dass die eigene Wirksamkeit unserer Gesellschaft zu Gute kommen kann.
Oder um es in Davids Worten zu sagen:
„Es waren nicht nur die wundervollen Menschen, die mit dabei waren, sondern auch, dass das gar kein Ausflug war. Es war viel mehr eine Mission, eine große Aufgabe, mit einem großen Ziel. Das hat über die Tage eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen.“
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Und Jo hatte einen ähnlichen Eindruck:
„Zurückblickend war die Tour ein großartiges Event und wichtige Erfahrung, die ich jedem nur so wünschen würde. Von unserem Team, in dem jeder angepackt hat, bis hin zu der Gesellschaft, bei der fast jeder ein offenes Ohr bewies.“
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Eine weitere Auffälligkeit ist das starke Bewusstsein der Leute über die zunehmende Salonfähigkeit von Fremdenfeindlichkeit im öffentlichen Raum. Nun ist es selbstverständlich schade, dass es überhaupt Anlass für ein Bewusstsein darüber gibt. Auf der anderen Seite jedoch sprechen unsere Erfahrungen dafür, dass Menschen nicht ihre Augen vor der Fremdenfeindlichkeit verschließen, sondern sich explizit davon abgrenzen und in diesem Sinne auch ihre Offenheit gegenüber Hilfe und Heimat Suchenden zum Ausdruck bringen. Aber auch der Kontakt zu politsch anders Gesinnten ist uns sehr wichtig, wie Jo berichtet:
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„In Greifswald hatte ich dann mein erstes Aufeinandertreffen mit den politisch etwas anders eingestellten Zuhörern. Knapp zwei Stunden debattierten wir darüber, dass wir richtig handeln; eine Mitschrift würde hier jedoch den Umfang des Erfahrungsberichtes bei weitem sprengen. Dennoch war diese Erfahrung mit dieser selbstverständlich sehr konträren Meinung eine ausgesprochen interessante Erfahrung, die in meinen Augen sehr wichtig ist, denn gerade diese Menschen möchten wir ja ebenso erreichen. Ich gehe davon aus, dass ich diese eingefahrenen rechten Einstellungen leider nicht direkt lösen konnte, hoffe aber sehr, dass meine Gegenargumente zum Grübeln angeregt haben.“
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Und auch Ebby machte eine ähnliche Erfahrung:
„Natürlich waren auch einige härtere Nüsse dabei, wie zum Beispiel der Herr in Greifswald, der uns beschuldigte, intolerant zu sein, und mich spezifisch, dass ich ihn ausschließen und diskriminieren würde. Das hat mich schon getroffen, besonders, da ich mich über eine Stunde ausschließlich mit ihm unterhalten, ihm viel Verständnis gezeigt habe und mir das so verdankt wurde – ABER solche Leute gibt es immer und überall. Ich hoffe, ihm geht es besser.“
Im Großen und Ganzen gibt uns diese Tour immer Mut mit dem weiter zu machen, was wir machen. Wir erfahren immer wieder aus erster Hand, dass es wahnsinnig aufgeschlossene Menschen in Deutschland gibt, sowohl gebürtige als auch zugezogene, die sich einfach nur ein friedliches Zusammenleben wünschen und ihre Zeit und Energie nutzen, um das bestmöglich zu erreichen.
Oder wie Lina so schön sagte: „Verbundenheit und Menschen verbinden. Mut bekommen, Mut verteilen, zeigen: wir sind mehr, und zu sehen: das stimmt! Und zwar auch in Sachsen!“
Es ist nicht leicht zu beschreiben, aber diese Aktion Musiktour hat ein so besonderes Format, das uns allen ermöglicht, Erfahrungen zu machen, die wir sonst vielleicht niemals machen würden. Von dem Kontak zu Geflüchteten und Integrationsprojekten, über das Reisen durchs eigene Land, die atemberaubenden Geschichten seiner Einwohner und die Offenheit gegenüber verschiedenen politischen Einstellung bis hin zum gemeinsamen Musizieren mit sehr engen Freunden. Wir sind unsagbar dankbar für dieses Privileg und die Mittel, die uns zur Verfügung gestellt werden.
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David schließt seinen Bericht ab mit dem Satz:
„Und ich bin mehr als dankbar für diese schöne Erfahrung; es war zwar meine erste, aber ganz sicher nicht meine letzte Tour.“